What would you do von Dahlie (...if my heart was torn in two.) ================================================================================ Kapitel 6: P a r t S i x ------------------------ Endlich geht es hier vorran und ich freue mich wie Bolle, dass es noch Leute gibt, die diese FF verfolgen :3 Habt Dank! Und nun viel Spaß! ~ Liebe Grüße Dahlie P a r t S i x Manchmal spielte das Leben einem ganz üble Streiche und seit einigen Tagen bekam Astoria Greengrass immer stärker das Gefühl, dass das Leben sie im Moment als sein Lieblingsopfer missbrauchte. Seit fast einer Woche quälte sie sich mit einer brutalen Übelkeit, ganz egal, was sie auch zu sich nahm. Keine Nahrung blieb bei ihr, kein Getränk fand nicht den Weg in die Kloschüssel, weshalb sie sich fast schon angewöhnt hatte, gar nichts mehr zu essen. Müde und ausgelaugt klappte sie ihre Notizen zu und sah auf den Professoren. Durch ihre Beförderung hatte Mr. Potter es ihr ermöglicht, vormittags einige Vorlesungen zu besuchen. Sie hatte schon immer mehrere Sprachen lernen wollen und zwar nicht nur die der Zauberer, sondern auch die der Wassergeister und Luftgötter. Jedoch war der Studiengang beliebt und der große Vorlesesaal meist bis auf den letzten Platz besetzt. So auch heute. Astoria konnte den Professoren zwar ganz gut erkennen, doch die Akustik war alles andere als vorteilhaft. Seufzend sah die Brünette auf ihre Mitstudenten und erkannte, dass ebenfalls eine große Mehrheit von ihnen dem Professor nicht mehr folgen konnte. Ungeduldig sah sie auf die Uhr und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Gleich würde sie noch ins Ministerium müssen, um die angesetzte Sitzung von Kingsley verfolgen zu können. Sie hatte nie verstanden, warum Mr. Potter seine Feder nicht selbst schreiben ließ, damit er nicht extra eine Sekretärin hätte einstellen müssen. Doch allem Anschein nach schien sie ihm wirklich ein wenig mehr Luft zu geben, indem sie ihm hier und da Arbeit abnahm. Erst letzte Woche hatte sich ein kleiner rothaariger Junge in ihr Büro verirrt und lautstark nach seinem Vater verlangt. Kurz darauf war Ginny Weasley appariert und hatte den Jungen als ihren Sohn vorgestellt. James Sirius Potter hatte sofort Astorias Herz gewonnen, als er naiv und neugierig ihren Schreibtisch beäugt hatte. Etwas in ihrem Magen hatte sich zusammen gezogen, als sie gesehen hatte, wie herzlich Harry Potter mit seinem Sohn umgegangen war. Sie bildeten eine Einheit, eine Familie. Unwillkürlich hatte sie ihre Hand auf ihren relativ flachen Bauch gelegt. Ein leichter Anflug von Eifersucht hatte sich an ihr hochgefressen und beschämend musste Astoria zugeben, dass sie sich gefragt hatte, mit welchem Recht Familie Potter solch ein Glück verdient hatte. Mittlerweile wusste sie aus einem kurzen Gespräch mit Ginny Weasley, dass es viel Kraft und Mühe kostete, solch eine Familie zusammenzuhalten. Und wie von selbst hatte Astoria sich gefragt, ob sie diese Kraft besaß – zumindest um ein Kind ganz alleine aufzuziehen und ihm eine gute Mutter zu sein. Sicherlich würde ihre Familie sie so gut es ging unterstüzen, doch gleichzeitig würde sie den Ruf so sehr beschädigen, dass sie sich immer wieder die Frage stellte, ob sie mit dieser Gewissheit leben könnte. Der Professor beendete die Vorlesung und Astoria packte ihre Sachen zusammen. Erschrocken stellte sie fest, dass sie sich schon wieder müde und ausgelaugt fühlte. Normalerweise strotzte sie nur so vor Energie und guter Laune, doch seit Tagen hatte sie viel eher das Gefühl, sie wäre eher tot als lebendig. Es kostete sie viel Kraft, die Tasche zu schultern und sich unter ihre Mitstudenten zu mischen. Und überhaupt, in letzter Zeit fühlte sie sich eh eher alles andere als lebensfroh. Der einfache Alltag zerrte an ihren Kräften. Vielleicht sollte sie heute einfach vorarbeiten, damit sie den nächsten Tag frei hatte. „Na dann.“ Sie gähnte und wickelte den Schal enger um sich. „Das wird eine lange Nacht.“ - - - Ungeduldig und nervös trommelte eine schwarzhaarige Frau auf der Lehne des schwarzen Sofas herum und starrte ins Feuer. Pansy war der Schritt nicht leicht gefallen, doch nach über vier Wochen des Schweigens hatte ihr Gewissen schließlich ihre Loyalität gegenüber Astoria überlistet und sie hatte den Weg hierher gefunden. Auf Malfoy-Manor. Seit über einer Stunde wartete sie und sie würde auch noch jede weitere Stunde warten, bis die große Standuhr hinter ihr den neuen Tag ankündigen würde. Bis dahin hatte sie schließlich noch ganze sieben Stunden. Narzissa hatte ihr angeboten, ihr Gesellschaft zu leisten, doch Pansy hatte es vorgezogen alleine auf Draco zu warten. In Gedanken legte sie sich bereits zum 100sten mal die Sätze zurecht und haderte mit sich, ob sie es ihm gerade heraus sagen, oder es ihm besser schonend beibringen sollte. Je nachdem wie er drauf war – beantwortete sie sich diese Frage selbst und schlug die langen Beine übereinander. In diesem ganzen Chaos hatte sie zumindest ein einziges Problem weniger. Delone war zum Glück Geschichte und bräuchte nicht noch die Treppe herunter geschubst werden, damit sie von der Bildfläche verschwand. Draco hatte sie von ganz alleine abserviert. Diese Information hatte sie eines Abends, als sie überraschenderweise Markus, Theodor und Blaise in einer Bar beim Feiern aufgegabelt hatte, erhalten. Alle drei hatten ein Stoßgebet zu Merlin geschickt. Dezent hatte Pansy sich an jenem Abend ein Glas Elfenwein bestellt und ebenfalls auf Draco getrunken. Und nun wollte sie ihn dazu bewegen, endlich in seinem Leben alles richtig zu machen. Von Theodor wusste sie, dass ihr bester Freund seit der Trennung von Mallorie regelmäßig mit Blaise um die Häuser zog, seine Arbeit als seine neue Begleitung vorstellte und er merkwürdig stumpf geworden war. Zumindest, was seine Gefühle anging. Erneut schlief er sich durch die Welt, ganz so, wie kurz vor seinem 19ten Geburtstag, als nach einer Kunstausstellung, zu der sie alle Theodor begleitet hatten, seine quälenden Alpträume wieder gekommen waren. Selbst Pansy hatte diese Bilder nicht vergessen können. Sie zeigten Szenen aus der dunklen Zeit, als der dunkle Lord selbst noch an der Macht gewesen war. Pansy seufzte müde und lauschte weiterhin dem Ticken der Uhr. Erleichtert ruckte ihr Kopf nach rechts, als sie einen Hauselfen in der Ankunftshalle sprechen hörte. Draco war da, endlich! Sie vernahm, dass der Elf darauf hinwies, dass sie im Wohnzimmer wartete und dann erblickte sie ihren überraschten besten Freund auch schon. „Pansy, was verschafft mir die Ehre?“ Sie erhob sich und sie begrüßten einander. Mit einem Schwenker seines Zauberstabs erschien eine zweite Tasse Tee und neues Gebäck und Draco ließ sich wie gewohnt in dem dunkelgrünen Ohrensessel nieder. „Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schaue mal auf einen Sprung vorbei.“ „Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin und du wirst es auch in Zukunft sein.“ Draco grinste wissend und sprach: „Komm schon, Pansy, warum hast du den weiten, weiten Weg auf dich genommen?“ Die ehemalige Slytherin sah ihn kurz böse an, dann versuchte sie den Grund ihres Hierseins zu definieren. Sie lachte unsicher um Zeit zu schinden. „Ja weißt du, Draco… ich dachte… dass wir beide uns vielleicht endlich einmal ein wenig unterhalten sollten.“ Verwundert hob er eine Augenbraue und nippte an seinem Tee. „Nur zu, wie geht es dir?“ „Ich meinte nicht die klassische Art von Smalltalk. Viel eher dachte ich an eine etwas ernstere Unterhaltung.“ Er stellte seine Tasse Tee ab und sah sie kühl an. Draco brauchte nicht den Verstand eines Ravenclaws, um zu wissen, worauf Pansy hinauswollte. „Dann tut es mir leid, dir sagen zu müssen, dass ich nicht den leisesten Wunsch verspüre, mit dir über Astoria zu sprechen.“ „Aber es ist wichtig!“, entfuhr es Pansy hitzköpfig. Draco winkte ab. „So wichtig, wie Theodor und Blaise sich fühlten, als sie mich auf der Arbeit störten? Oder so dringend, dass sie Markus vor schickten, damit ich zuerst ihm den Kopf abriss und mir dann die anderen zwei vorknöpfte?“ Pansy musste unweigerlich lächeln, jedoch verstand er ihre Freude nicht. „Wenn Astoria etwas gut gemacht hat, dann dass sie aus meinen Freunden denkende Narren machte.“ Die Slytherin verstand, dass ihm seine Freunde auf die Nerven fielen und dass sie jetzt mit genau demselben Thema kam, machte die ganze Sache nicht gerade besser. „Dann verstehst du sicherlich, dass ich als Astorias beste Freundin ebenfalls meinen Senf dazu zu geben habe.“ „Pansy, bitte. Schluck es runter!“ „Seltsam, dasselbe hat mir Astoria auch schon gesagt. Von wegen, ich sollte mich aus ihrem Leben raushalten, blablabla. Und ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du denselben Wunsch verspürst?“ „Ganz richtig“, stimmte er gelangweilt zu und lockerte den Knoten seiner Krawatte. Sein Gegenüber lachte hell auf, doch genauso schnell wie ihre Freude gekommen war, so verdunkelte sich ihre Miene auch wieder. „Vielleicht ist es mal von Nöten, dass sich jemand einmischt, Draco. Denn allem Anschein nach kriegst du dein Leben alleine nicht gebacken!“ „Das muss ich mir nicht anhören“, murmelte Draco zynisch. „Es ist alleine meine Entscheidung, wie ich mein Leben gestalte und-!“ „Wie du es zerstörst, ganz richtig.“ Pansy erhob sich und sah ihren besten Freund verstimmt an. „Hör zu, Astoria hat dir gut getan, sie hat dich zu einem ganz akzeptablen Malfoy gemacht, wenn auch nur für einige Tage.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. „Natürlich ist mir bekannt, was sie getan hat. Aber du solltest wissen, dass ihr Handeln nichts mit deinem Geld zu tun hat. Und ja, sie sollte sich laut ihrer Eltern wegen dem Unternehmen und all dem Zeug einen reichen Mann suchen, doch glaub mir, während der Zeit, in der sie dich kennen gelernt hat, hat sie nicht einmal von deinem Geld gesprochen. Etwas zwischen euch ist schief gelaufen, das sehe ich ein. Aber wie wäre es, wenn du den Mumm zusammennimmst und klärst, was eigentlich falsch zwischen euch war.“ Pansy lächelte. „Glaub mir, ich kenne Astoria schon lange und eins kann ich garantieren, sie schläft nicht wegen einem materiellen Zweck mit einem Mann, sondern nur, weil ihr Herz ihr sagt, dass es richtig ist.“ Sie klopfte ihm sachte auf die Schulter, ehe sie durch das Wohnzimmer zur Tür schritt und dort ihren langen dunkelgrünen Mantel in Empfang nahm. Kurz bevor sie sich diesen überwarf, fiel ihr noch etwas ein. „Weißt du, Draco. Es ist schon komisch. Astoria ist die erste Frau, die alle drei deiner besten Freunde dulden. Und jetzt reißen sie sich regelrecht den Arsch auf, damit du wieder zu ihr findest. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, warum vier Leute, mich eingeschlossen, besser wissen, wer gut für dich ist und wer nicht.“ Mit diesen Worten verließ sie das Wohnzimmer, warf sich den Mantel über und apparierte durch den Kamin. Sie hatte nicht gesagt, weshalb sie eigentlich gekommen war, doch trotz der unausgesprochenen Tatsache hatte Pansy trotz all dem das Gefühl, vielleicht etwas bewirkt zu haben. Regungslos saß der junge Malfoy-Erbe auf seinem Platz und sah ins Feuer. Die Worte seiner besten Freundin hingen schwer in der Luft. Natürlich hatte er sich Gedanken über die Reaktion seiner Freunde gemacht und gleichzeitig noch viel mehr über sich selbst. Er wusste, dass sein Verhalten, welches er die letzten Wochen zu Grunde gelegt hatte, inakzeptabel war. Seine Gefühle für Astoria konnte er weiterhin nicht einordnen. Doch immer wenn er an sie dachte, erschien vor seinem geistigen Auge das Lachen einer jungen hübschen Frau. Doch gleichzeitig auch der Schmerz, den sie mit sich gebracht hatte. Zum ersten Mal war er bereit gewesen, sein Herz wirklich herzugeben und sie hatte es achtlos fallen gelassen. Und immer wieder stellte sich in Draco die Frage auf nach dem Warum. Er kämpfte sich aus dem Sessel und rief nach seinem Mantel. Vielleicht hatte Pansy recht und es würde Zeit werden nach all den Wochen des Schweigens mit Astoria darüber zu reden. Ehrlich und aufrichtig. Ein Blick auf die Standuhr verriet ihm, dass sie sich noch im Ministerium befinden musste. Eilig zog er sich an und griff zu seinem Zauberstab. Je eher er sie antraf und Nägel mit Köpfen machte, desto eher wusste er, was wirklich los war. Und vielleicht würde ihm die Klarheit mehr Schlaf und Ruhe verschaffen. - - - In eiligen Schritten rauschte Astoria beladen mit Unterlagen aus einem der vielen Kamine des Ministeriums. Sie taumelte leicht und fing sich mit Mühe und Not wieder. Wieso war sie schon wieder zu spät dran? Hatte sie wirklich schon wieder die Zeit vergessen, als sie zu Hause gearbeitet hatte? Anscheinend, denn die Eingangshalle war nur spärlich besucht, die meisten hatten bereits Feierabend. Sie raffte ihre Tasche erneut, die unnatürlich heftig an ihren schmalen Schultern zerrte. Irgendwie fühlte sie sich immer schlechter, jede kleine Bewegung wurde anstrengend und jeder kleine Windhauch tat ihrer Haut weh. Vielleicht sollte sie sich doch besser für heute entschuldigen und sich in ihre Dachwohnung verkriechen. Die junge Frau durchquerte die große Halle mit dem Brunnen und würdigte die Abbilder keines Blickes. Zu sehr nahmen ihre eigenen Gedanken sie in Anspruch. Vor der großen Treppe hielt sie kurz inne und verfluchte das Ministerium und dass man seit Voldemorts Einbruch nicht mehr in diesem Gebäude apparieren konnte. Sie griff zum Geländer und zog sich die ersten Stufen hoch. Wenn sie keinen Gedanken an die 200 Stufen vor sich verschwendete, vielleicht ging es dann leichter. Merlin noch 180! Astoria schnaufte, als sie die erste Abzweigung erreichte und hasste Kingsley dafür, dass er seine Sitzungen immer im obersten Stock hielt. Natürlich, er hatte sein Büro ja auch gleich nebenan. Astoria strich sich eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte zum nächsten Level antreten, als sie stöhnend zusammenfuhr. Ein heftiger Stich jagte durch ihren Unterleib und sie krümmte sich zusammen. Die Akten und Bücher fielen ihr aus dem Arm und ihre Tasche rutschte von ihrer Schulter. Sie sprang auf und der Inhalt klackerte die Treppen wieder runter. Astoria zog scharf die Luft ein und wollte sich wieder aufrichten, als erneut der Schmerz durch ihren Körper fuhr. Panik erfasste sie, dass sie nicht wusste, weshalb sie diesen Qualen ausgesetzt war. Schweiß rann ihr über den Rücken und sie zwang sich ruhig zu atmen. Doch es half nichts, immer wieder verspürte sie den Schmerz, als würde er ihren Bauch aufreißen. Sie ging auf die Knie und rutschte am Geländer herunter. Ihr Kopf fühlte sich an wie angeschlagen und sie zwang sich, auf die Stufe vor sich zu sehen. Doch stattdessen krümmte sie sich und sah auf ihre Hände, die sich auf ihren Unterleib gepresst hatten. Etwas lief an ihren Beinen entlang und ihre Augen weiteten sich erschrocken. Mit zitternden Händen tasteten sich ihre Finger unter ihren Rock und ihr Innerstes erstarrte, als sie auf Blut blickte. „Nein“, flüsterte sie leise. „Nein… bitte nicht!“ Ihr Blick schwand. Wieder zog ein Schmerz durch ihren Körper und sie fiel vorne über. Weshalb wehrte sich ihr Körper gegen das Kind? Weshalb stieß er es plötzlich ab? Warum? Sie spürte eine Hand auf ihrem Rücken und heulte wütend und ohnmächtig vor Wut auf. Astoria bemerkte, dass sich jemand zu ihr herabbeugte und ihr Körper erstarrte, als sie den Geruch erkannte. Nein! Nicht jetzt, nicht hier! Tränen traten aus ihren Augen und sie sah verwirrt und ängstlich durch ihre Haarsträhnen hindurch und wimmerte. Vollkommen überraschend war sie ihm auf der Treppe entgegengekommen und zuerst hatte Draco sie auch nicht erkannt, so wie sie hilflos am Boden gesessen hatte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und er hatte versucht möglichst behutsam herauszubekommen, was es war. Doch jetzt, wo sie seine Hände schwach wegschlug, wurde ihm bewusst, dass es etwas war, was er auf keinen Fall mitbekommen sollte. Bestimmt legte er einen Arm über ihren Rücken und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Der Tränenfluss erschreckte ihn und etwas zog sich in ihm zusammen. Ihre Lippen zitterten, ihre Augen wirkten panisch, als sie sah, dass er neben ihr saß, dann brach sie den Blickkontakt ab und sah wieder auf die Stufe vor sich. Ihr Körper zuckte zusammen und Draco sah auf ihre Hände, die sich auf ihren Unterleib pressten. In seinem Kopf rauschte es und mit kalten Händen schob er ihren schwarzen Rock ein wenig beiseite. Starr sah er auf das Blut, welches an ihren Innenschenkeln lang lief und einzelne Stücke der Erinnerung setzten sich in seinem Kopf zusammen. Fetzen der Nacht, welche sie miteinander verbracht hatten, zogen an seinem geistigen Auge vorbei. Er versuchte sich an die Einzelheiten zu erinnern, doch das einzige, was ihm sein Gedächtnis zeigte, waren die Berührungen, die Gesten und der samtige Geschmack auf seiner Zunge. Die Realität zeigte ihm jedoch noch etwas ganz anderes. Die Nacht mit Astoria hatte Folgen gehabt, Folgen, die er nie hatte erfahren sollen. „B-Bitte… geh…“, brachte sie schwach heraus und eine Welle der Wut überkam ihn. Ohne auf ihren Einwand zu achten, hob er sie in seine Arme und stand auf. Sie war erschreckend leicht und Draco biss sich auf die Unterlippe. Ihr Kopf fiel schlaff gegen seine Brust, immer wieder entwich ein Stöhnen vor Schmerzen ihren Lippen und er sprang so schnell er konnte die Treppen hinab. Kein einziger Auror kam ihnen entgegen, als er in eiligen Schritten bis zu den Kaminen durchlief und geradewegs ins St. Mungo apparierte. Sie landeten zuverlässig in der Notaufnahme und sofort nahm ihm ein Heiler Astoria aus den Armen. „Name?“ „Astoria Greengrass“, antwortete Draco monoton und sah, wie die junge Frau auf eine Liege gelegt wurde. Eine Heilerin kam zur Hilfe und ließ die Trage in ein Behandlungszimmer schweben. „Grund der Einweisung?“ „Schmerzen“, sprach der Malfoy und sah, wie sich die Tür hinter der Heilerin schloss. „Allem Anschein nach im Unterleib. Sie ist zusammengebrochen auf der Arbeit.“ Der Heiler nickte und folgte seiner Kollegin. Unschlüssig sah Draco auch ihm nach und ballte eine Hand zur Faust. Was war nur mit seinem Leben los? Wieso überschlugen sich ständig alle Ereignisse? Ihm wurde heiß und kalt, als er an Astoria dachte. Innerlich wagte er sich nicht einmal sich die Frage zu stellen, was passiert wäre, wenn er sie nicht gefunden hätte. Und nun wusste er noch nicht einmal, was mit ihr los war. Ein Gefühl der Ohnmächtigkeit stieg in ihm auf. „Mr. Malfoy?“, sprach eine ruhige Stimme neben ihm und er sah auf die Schwester, welche ihn freundlich anlächelte. „Miss Greengrass ist im Behandlungsraum 211, wenn Sie mir folgen würden, dann können Sie vor der Tür auf Dr. Number warten.“ Er nickte schwach und folgte ihr wortlos. Als sie schließlich nach einer halben Ewigkeit stehen blieb und auf eine Reihe von Sitzstühlen wies, ließ er sich langsam darauf nieder. Wie in Trance zog er sich seinen schwarzen Mantel aus und strich sich geistig abwesend durch das geordnete blonde Haar. Er legte den Kopf in den Nacken und sah auf die brummende Lampe über sich. Innerhalb von Minuten hatte es in seinem Leben eine erschreckende Wendung gegeben. Die Zeit zog wie eine Unendlichkeit an ihm vorbei. Wie hypnotisiert starrte er auf seine Hände. Erst als nach einer Ewigkeit jemand auf ihn zu trat und ihn ansprach, sah er wieder auf. Die Ärztin stand vor ihm, ihre Miene war ernst und sie wich seinem Blick aus. Höflich erhob er sich und nahm seine Jacke zur Hand. „Mr. Malfoy… wissen Sie, ob Miss Greengrass einen Lebensgefährten hat, den wir informieren können?“ Er schluckte heftig und antwortete: „Ja, meine Wenigkeit.“ Überrascht blickte die Ärztin ihn an und sah dann auf die Unterlagen vor sich. „Dann muss ich ihnen eine schreckliche Mitteilung machen.“ Die darauf folgenden Worte zogen ihm den Boden unter den Füßen weg. Astoria war bereits im zweiten Monat schwanger gewesen und hatte das Kind verloren. Die schlechte psychische Verfassung, viele angebliche Sorgen und Stress sollten dazu geführt haben, dass ihr Körper das Kind abgestoßen hatte. „Wissen Sie, Mr. Malfoy, ihre Lebensgefährtin besitzt einen sehr schwachen Körper. Eine Schwangerschaft wird bei Miss Greengrass immer mit bestimmten Risiken verbunden sein. Sollten Sie sich also erneut für eine Familienplanung entscheiden, würde ich es ihnen ans Herz legen, während der gesamten Schwangerschaft die Praxis eines Arztes aufzusuchen.“ Innerlich lachte Draco, die Frau vor ihm hatte überhaupt keinerlei Vorstellungen von den Umständen, in denen Astoria und er sich befanden. Die Tatsache, dass sie schwanger gewesen war und es in all der Zeit mit keinem Wort verlauten ließ, ließen Wut in ihm aufsteigen. „Wann werde ich zu ihr dürfen?“, unterbrach er schließlich die weiteren Ausführungen der Ärztin. Diese sah kurz von ihren Unterlagen auf und erklärte knapp. „Morgen, Miss Greengrass wurde ein Schlaftrunk gegeben, damit ihr Körper sich erholt.“ Er nickte dankend und warf sich den Mantel über. Wie es aussah, würde es eine Menge geben, was er für die Zukunft klären musste. Etwas, was die Zukunft für sie beide verändern würde. - - - Müde rieb sich Edgar Greengrass über die Augen und legte seine Lesebrille beiseite. Die große Uhr im Wohnzimmer schlug bereits halb zehn und er war noch immer mit der Arbeit beschäftigt. Oder wohl gemerkt, von dem, was davon noch übrig blieb, wenn er seinen Mitarbeitern morgen die Abfindung auszahlen würde. Sein Herz wurde schwer, als er daran dachte und unweigerlich seufzte er. Hier im Esszimmer hatte er alle erdenklichen Papier vor sich liegen. Der lange dunkle Tisch bekam endlich einen anderen Zweck, als nur bei großen Festen zu protzen. Innerlich war Edgar enttäuscht darüber, dass es seiner Tochter nicht gelungen war, einen Mann zu finden, der sie glücklich machen konnte und gleichzeitig seine Firma rettete, welche bereits seit Generationen im Familienbesitz war. Die Nachricht, dass Astoria und der Malfoy-Erbe seit Wochen getrennte Wege gingen, hatte ihn überrascht und traurig gestimmt und nun war es so weit. Er konnte dem Schicksal nicht mehr ausweichen und würde die Firma auflösen. Seiner Familie stand ein großer Schritt in Richtung Mittelklasse bevor. „Edgar?“ Die Stimme seiner Frau klang bittend, doch er wehrte ab. „Nicht jetzt, Blanche, gib mir noch eine halbe Stunde und ich bin fertig.“ „Ich würde es vorziehen, wenn du mich jetzt mit deiner Gesellschaft beehrst, denn wir haben Besuch.“ Er sah auf und blickte in das kummervolle Gesicht seiner Frau. „Was ist passiert?“ Sie umschloss seine Hand mit der ihren und bat ihn, mit ihr ins Wohnzimmer zu kommen. Verwirrt und nicht verstehend folgte Edgar ihr und konnte nicht anders, als überrascht die Stirn zu runzeln, als er sein eigenes Wohnzimmer betrat. Luzius Malfoy stand an seinem Kamin gestützt auf seinem Stock, während seine Gattin auf der langen ledernen Couch platz genommen hatte und die Hände im Schoss gefaltet hielt. „Entschuldigen Sie die späte Störung, Mr. Greengrass“, begann Narzissa freundlich und dennoch eine Spur zu unterkühlt, um es aufrichtig zu meinen. „Aber Angesichts der Tatsache, dass ihre Tochter die zukünftige Frau an der Seite unseres Sohnes sein wird, hielten wir es für angemessen, Sie so bald wie möglich aufzusuchen.“ Vollkommen überrumpelt ließ sich Edgar in seinem Ohrensessel nieder und spürte, dass seine Frau dicht an seiner Seite stehen blieb. „A-Aber ich dachte… Astoria und ihr Sohn würden nun getrennte Wege zu einander pflegen?“ „Dieser Ansicht waren wir auch“, pflichtete Narzissa ihm bei und Blanche setzte in einer merkwürdigen Tonlage fort. „Sie hat heute Nachmittag ihr Kind verloren.“ Ihr Ehemann starrte sie an und sie nickte knapp. Für sie beide war es eine erschreckende Nachricht gewesen, schließlich hatte ihre Jüngste mit keinem Ton verlauten lassen, dass sie sich in einem anderen Umstand befand, noch dazu in einer solch verzwickten Lage, dass sie ein gespaltenes Verhältnis zum werdenden Vater pflegte. Unwillkürlich schloss sich Blanches Hand fester um die ihres Mannes. „Trotzdem überrascht mich die Nachricht einer plötzlichen Heirat.“ „Sie ist eine der wenigen Möglichkeiten, um dem Namen Malfoy Schande zu ersparen“, meldete sich Luzius Malfoy zum ersten Mal zu Wort, jedoch ohne sich umzudrehen. „Der Zusammenbruch von Miss Greengrass im Ministerium blieb nicht ohne Augenzeugen und bedauerlicherweise hat Mrs. Kimmkorn Informationen bezüglich des Zwischenfalls erhalten.“ Ungläubig sah Edgar den gebrochenen, strengen Mann an. „Es geht Ihnen hier um Ihren Ruf? Merlin, wir müssen zu Astoria und-!“ „Sie ist in besten Händen“, widersprach Blanche ungewohnt ruhig. „Daphne und Pansy sind bei ihr.“ „Es geht mir um den Ruf, richtig.“ Langsam drehte das Familienoberhaupt der Malfoys sich um. „Einen Ruf, der in all den Jahren immer mehr von seinem alten Glanz zurückgewann und durch ihre Tochter in Gefahr ist.“ „Dann tut es mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie sich bei ihrem Sohn bedanken dürfen!“, antwortete Edgar ungewohnt heftig. „Schließlich trägt er genauso viel Mitschuld wie Astoria. Und eigentlich ist es eine Sache zwischen den beiden, in die wir uns nicht einzumischen haben.“ „Normalerweise ja“, bestätigte Narzissa Malfoy ungerührt. „Doch in diesem Falle nicht. Sowohl Dracos auch Miss Astorias Ruf wird schwere Schäden in der Gesellschaft davon tragen. Und Anbetracht Ihrer momentanen finanziellen Situation käme es Ihnen nicht sonderlich Ungelegen, wenn Draco und Ihre Tochter eine Ehe miteinander eingehen würden.“ „Was erlauben Sie sich-!“ „Nur die Wahrheit“, fuhr Narzissa dazwischen. „Im Übrigen kam die Idee von meinem Sohn. Seine Stellung in der Gesellschaft hätte sich massiv verändert, ebenso wie die geschäftlichen Richtlinien unseres Familienunternehmens. Es ist also nur von Vorteil, wenn dieser unangenehme Zwischenfall der unehelichen Schwangerschaft vertuscht wird.“ „Außerdem könnte Draco sich jemand durchaus schlechteres an seiner Seite vorstellen.“ Edgar wurde rot vor Zorn, als seine Gäste es sich herausnahmen, so schlecht über seine Tochter zu reden, doch der Druck in seiner Hand, den Blanche von Minute zu Minute verstärkte, ließ ihn schweigen. Schließlich lehnte er sich zurück und gab den inneren Kampf auf. „Das einzige, was ich möchte, ist, dass Astoria glücklich wird.“ Zum ersten Mal an diesem Abend glitt ein wohl ehrliches Lächeln über Narzissas Lippen. „Ihnen sei versichert, dass es ihrer Tochter an Dracos Seite an nichts fehlen wird. Er wird sie seines Standes gemäßig behandeln.“ Seines Standes gemäßig – nur zu gut erinnerte sich Edgar daran, was diese Aussage für Folgen haben würde. Der Gedanke, dass seine Astoria in einen Gesellschaftlichen Kreis hineingezogen werden würde, der vielleicht ganze zwei Nummern zu groß für sie war, schmerzte ihn. Dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Würde er dieser Hochzeit nicht zustimmen, würden nicht nur die Malfoys an Ansehen verlieren, sondern auch seine Tochter. Denn keine Frau, die sich je mit einem Malfoy einließ und das zu einer Zeit, wo er einer anderen versprochen war, würde mit einem unbefleckten Namen aus der ganzen Sache herauskommen. Und dass seine Jüngste als eine Männer ausspannende Hexe den Ruf weg hatte, war das Letzte, was er wollte. „Vielleicht… ist dies die beste Entscheidung in solch einem Fall“, murmelte er schließlich mehr zu sich selbst und sah in das Gesicht seiner Frau. Ausdruckslos nickte diese und sprach dann an die Malfoys gewandt: „In welchen Zeitraum sollte die Hochzeit fallen?“ „Drei Wochen, bis dahin werden alle erdenklichen Wege eingeleitet.“ Drei Wochen, die zum Schicksal werden würden. - - - Die nackten Beine an den Körper gezogen sah Astoria aus dem Fenster. Der Regen klopfte gegen die Scheiben ihres Zimmers und sie stützte den Kopf auf ihren Knien ab. Leblos blickten ihre großen blauen Augen nach draußen und sie zog an den Ärmeln des blauweißen Nachthemdes. Das lange braune Haar fiel wellig über ihren Rücken, noch vor einer Stunde hatte Pansy es liebevoll gekämmt, doch Astoria hatte es nicht wirklich wahrgenommen. Ebenso beachtete sie die Süßigkeiten und Blumen auf ihrem Nachtisch nicht. Sie wusste, dass Pansy und Daphne es nur gut meinten, doch im Moment wäre es ihr lieber, man würde sie ganz in Ruhe lassen. Weshalb sie es auch ignorierte, als es erneut an ihrer Zimmertür klopfte. Starr sah sie nach draußen und wünschte sich, wie ein Regentropfen in der Erde verschwinden zu können. Der Besucher ließ sich nicht abschrecken und sie vernahm seine Schritte. Astoria besaß eine der seltenen Gaben, dass sie Menschen alleine an ihren Schritten erkannte, weshalb sie sich nicht die Mühe machte, sich umzudrehen. „Was willst du, Draco?“ Er antwortete nicht sofort und Astoria sah durch das Spiegelbild, dass er die oberen Knöpfe seines Mantels öffnete. Müdigkeit und Anspannung waren ihm anzusehen. „Ich denke, es ist an der Zeit, einiges zu klären.“ Seine Stimme klang ruhig und kalt. Unwillkürlich fröstelte es sie. Sie schwieg und er fuhr fort. „Angesichts der Tatsachen werden wir einiges ändern müssen.“ „Wir?“ Sie klang höhnisch, doch er ließ sich nicht darauf ein. „In drei Wochen wirst du den Namen Malfoy tragen und versuchen ihm gerecht zu werden.“ Alles um Astoria herum drehte sich, sofort ruckte ihr Kopf nach links und sie sah auf zu dem Mann neben sich. Unbeteiligt blickte auch Draco aus dem Fenster und schien nicht den Wunsch zu verspüren, sie anzusehen. Natürlich, Astoria war bewusst, dass sie keinen schönen Anblick bot. Tiefe bläuliche Ränder lagen unter ihren Augen, ihre Haut war weiß wie Schnee und sie wirkte vollkommen erschöpft. Zu viele Tränen der Wut, Verzweiflung und Trauer waren in der gesamten Nacht geflossen. Sie hatte ihr Kind verloren… Ein Wesen, dem sie gerne das Leben geschenkt hätte und auch mit Sicherheit einen Weg gefunden hätte, ihm eine gute Mutter zu sein. Eine Welle der Trauer war über sie herein gebrochen und nun stand jener Mann neben ihr, der ihr das Herz aus der Brust gerissen hatte und an all ihrem Elend schuld war. „Es ist bereits beschlossene Sache, deine und meine Eltern wissen bescheid, alles wird organisiert, du brauchst dich um nichts zu kümmern“, sprach er monoton weiter. „Von dir wird nichts erwartet, außer dass du dich als meine Frau meinen Worten fügst.“ Mit eiskalten Fingern griff sie zu seinem Ärmel. „N-Nein… das ist nicht dein Ernst“, wisperte sie hilflos. Sie wollte ihn nicht heiraten, nicht unter solchen Umständen. Er reagierte nicht, weshalb sie sich ein wenig aufrichtete. „Draco!“ Ihre Stimme war hilflos. „Das kannst du nicht ernst meinen! Du, du liebst mich nicht und du weißt genau, dass ich deinen Anforderungen nicht gerecht werden kann!“ Sie umfasste seine Hand, doch er löste sich sofort wieder von ihr. Ein zynisches Lächeln glitt über seine Lippen. „Das wusstest du bereits vorher und trotzdem hast du dich an mich rangeschmissen.“ Er vergrub seine Hände in den Taschen seines langen schwarzen Mantels. „Deine Entscheidung war es mir zu verschweigen, dass du schwanger warst und ein Kind von mir erwartest, meine Entscheidung ist es, den Ruf meiner Familie zu schützen, daran solltest du dich gewöhnen.“ Zum ersten Mal seit er den Raum betreten hatte, sah er sie an. Seine Augen wirkten kalt und ohne jegliche Emotionen. „Es war ein Fehler von dir zu schweigen und es hat mich enttäuscht, dass du jenen Fehler zweimal gemacht hast.“ Ihr Innerstes krampfte sich schmerzhaft zusammen, denn sie wusste genau, wovon er sprach. Schließlich hatte sie ihm weder von der Schwangerschaft, noch von der finanziellen Not ihrer Eltern erzählt. Verletzt biss sie sich auf die Unterlippe und wich seinem Blick aus. „Ich werde nicht von dir erwarten während unserer Ehe ehrlich und aufrichtig zu mir zu sein, schließlich wissen wir beide, dass du das nicht kannst“, sprach er unberührt weiter und zum ersten Mal wurde Astoria bewusst, was es heißen würde, eine Malfoy zu sein. Dracos Kälte und Emotionslosigkeit gaben ihr darauf einen Vorgeschmack. „Doch das Mindeste, was ich erwarten kann, ist, dass du deinen Pflichten als Ehefrau nachkommst, dich um bestimmte Veranstaltungen kümmern wirst und den äußeren Schein bewahrst. Wirst du das nicht tun, dann habe ich das Recht auf eine Zweitfrau und ich hoffe für dich, dass es so weit nicht kommen muss.“ Astoria schluckte hörbar und ließ ihren Kopf erneut auf die Knie sinken. Es war falsch, was er von ihr verlangte und es war genauso falsch von ihr, dass sie zustimmte. „Wenn es das ist… was du willst.“ Er nickte kaum merklich und sprach: „Ich werde dich in zwei Tagen abholen. Bis dahin werden Hauselfen deine Dachwohnung räumen und deine Sachen in mein Anwesen in der Nähe von Derbyshire bringen.“ Damit schien für ihn das Gespräch beendet. Gleichgültig und ohne ein Wort des Abschieds verließ er das Krankenzimmer. Er hatte kein Wort zu dem verlorenen Kind gesagt, kein Wort an ihr Befinden und kein Wort über seine eigenen Gefühle verloren. Wieder zog sie die Beine fest zum Körper und legte ihren Kopf auf die Knie. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen. Doch das Schluchzen unterdrückte sie, schließlich waren Tränen ihre ständigen Begleiter geworden. Es war die einzige Art und Weise, wie sie ihrer Trauer und ihren Schmerzen Ausdruck verleihen konnte. Erst als sie warme Hände auf ihrem Haupt spürte, die sanft über ihr Haar strichen, hielt sie inne. Der Duft von Vanille stieg ihr in die Nase. „Es tut mir leid, Mom…“, hauchte sie erstickt und wagte es nicht aufzusehen. „Es tut mir leid… dass ich euch da mit reinziehe und-!“ sie unterbrach sich selbst, die Tränen machten es ihr unmöglich weiter zu sprechen, denn ihr Herz brach. Fast lautlos setzte Blanche Greengrass sich auf die Stuhllehne und zog ihre jüngste Tochter an sich. Liebevoll strich sie mit ihren Fingern am nackten Arm ihrer Tochter auf und ab und lauschte ihrem Schmerz. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Astoria. Ich verstehe dein Handeln und ich verstehe auch deinen Schmerz.“ Ihre Stimme war ruhig und verständnisvoll. Astoria hatte nie eine besonders gute Bindung zu ihrer Mutter gehabt, ihr erster Anspruchspartner war immer ihr Vater gewesen, doch jetzt war sie unendlich dankbar, dass sie einfach nur da war. Ihre lautlose, verstehende Mutter, mit einem Tick zur Überpünktlichkeit. „I-Ich fühle mich schlecht… und schmutzig“, gestand die Jüngere und Blanche lächelte. „Das brauchst du nicht.“ Sie strich beruhigend über das Haar der Weinenden und bemerkte, dass ein weiterer Weinkrampf den Körper ihrer Tochter erschütterte. Dieses Mal unterdrückte sie ihre Qual nicht und ließ ihr freien Lauf. „Wein ruhig, Astoria, Tränen reinigen das Herz“, sprach ihre Mutter leise und mit einem Mal empfand Astoria ihre Verzweiflung und Traurigkeit nicht mehr als Schwäche, sondern als Menschlichkeit. - - - Es regnete in Strömen, doch eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren blieb unerschrocken auf der Tower Bridge stehen und sah herunter ins tief schwarze Wasser. In ihren kalten zitternden Händen hielt sie eine Zigarette. Ihr Körper schlotterte in dem kurzen, viel zu dünnen Mantel und ihre Beine waren eisig, da die niedrigen Stiefel und das kurze Kleid nicht viel Schutz boten. „Pansy, Pansy Pansy, willst du dir hier den Tod holen?“, fragte einen belustigte Männerstimme und sie spürte, dass kein Regen mehr auf ihren Kopf trommelte. „Ich bin ein Miststück, Blaise“, sprach sie gerade heraus und bemerkte, wie der einst so stolze Slytherin neben sie trat. „Ich bin ein richtiges Miststück.“ Sie warf die Zigarette in den Abgrund und rieb sich über das Gesicht. „Wegen mir ist Astoria unglücklich.“ „Das ist doch Schwachsinn!“, mischte er sich ein und strich über ihr Haupt. Anders als vielen anderen Frauen war ihr seine Zärtlichkeit egal. Sie reagierte noch nicht einmal drauf. „Hör mal“, begann Blaise um einiges ernsthafter. „Du konntest nicht wissen, dass es zwischen Draco und Astoria zu solch einem Desaster kommen würde.“ „Doch, ich wusste, dass sie gegen Mallorie nicht bestehen würde und ich wusste, dass Draco das Misstrauen in Person ist. Aber ich habe beide in ihr Unglück rennen lassen, es war bereits zu spät, als ich mich dazwischen warf.“ „Immerhin hast du dich dazwischen geworfen“, warf Blaise ein. Er legte den Kopf leicht schief und folgte ihrem Blick. „Ich bin ehrlich, ich mag Astoria, sie ist fröhlich, unterhaltsam und besitzt diese ungesunde Naivität. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns allen nur etwas vorgespielt hat, nur um an Dracos Geld ranzukommen.“ Pansy lächelte dankbar und sah nach rechts. Die Gesichtszüge des einstigen Casanovas wirkten angespannt. Sanft strich sie mit eisigen Fingern über seine Wange. „Deine Menschenkenntnis ist erstaunlich gut, Blaise, Respekt.“ Er lächelte zaghaft. „Nun, Miss Parkinson, ich habe in all den Jahren Zeit genug habt, um von Theo-Boy zu lernen.“ Sie schloss sich seinem Lächeln an und sah zu Boden. „Ja… Theodor ist ein schlauer Junge, der einzige von euch, der Wissen als Macht sieht.“ „Aber auch der einzige, der bereits in Hogwarts festgestellt hat, dass es klüger ist, auf sein Herz zu hören, statt auf das, was einem alle erzählen.“ Pansy schluckte hart und erinnerte sich daran, wie versessen Blaise und Markus gewesen waren, es Draco in der siebten Klasse gleich zu tun. Einzig Theodor hatte hinter Slytherinmauern verlauten lassen, dass er die Rassentheorie des dunklen Lords für irrsinnig hielt und das obwohl sein eigener Vater zum engsten Kreis der Todesser gehört hatte. „Vielleicht liegt es daran, dass seine Mutter früh gestorben ist“, seufzte Blaise und umschloss mit einer Hand das kalte Geländer. Dann sah er die Frau neben sich an. „Komm schon, Pansy, hör auf dir hier die Schuld zu geben, ich bin sicher, dass Draco und Astoria das hinbekommen.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, schließlich sah sie ihn fest und ernst an. „Blaise, verrat mir eins. Und sei bitte wirklich ehrlich.“ Er zuckte mit den Schultern und schien nicht zu wissen, worauf sie hinauswollte. „Okay, spuck's aus.“ „Liebt Draco Astoria?“ Der Südländer stieß scharf die Luft aus und umklammerte den Schirm fester. „Das ist eine sehr schwere Frage und sie lässt sich nicht leicht beantworten. Als Drays beste Freundin solltest du das eigentlich wissen.“ „Ja, aber du als sein Kumpel weißt über seine Gefühle mehr als ich.“ „In diesem Fall muss ich dich leider enttäuschen, nein. Ich habe keine Ahnung. Dray hat mit mir nicht mehr über seine Gefühle gesprochen, seit er Mallorie kennen lernte und wir ihm alle von ihr abrieten.“ Pansy verstand und nickte kaum merklich. „Erschreckend wie kalt er geworden ist.“ „Etwas, was ich ihm nicht verübeln kann.“ Blaise sah auf die Uhr und seufzte. „Tut mir leid, ich bin noch mit Markus verabredet. Hast du Lust, vielleicht mitzukommen?“ „Nein danke. Markus und ich waren uns noch nie sonderlich grün.“ Hilflos sah er sie an, sie wirkte so alleine, traurig und orientierungslos, dass er am liebsten das Treffen mit seinem Freund verschoben hätte. „K-Kann ich vielleicht noch irgendwas für dich tun? Soll ich den Schirm hier lassen, oder jemanden rufen lassen, der dich holt?“ „Nein“, wehrte sie leise ab. „Nur eins.“ „Ja?“ „Wenn du gehst, lass mich im Regen stehen, denn im Regen kann man keine Träne sehen.“ Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)